Erzgebirgisches Kunsthandwerk auf dem Weg zum europaweiten Schutz

Das Erzgebirge , bekannt für sein einzigartiges Kunsthandwerk , steht vor einer neuen Ära des Schutzes und der Anerkennung. Der Verband Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller e.V. bereitet sich darauf vor, die Weichen für eine erweiterte Absicherung seiner traditionellen Erzeugnisse zu stellen, basierend auf einer erst verabschiedeten europäischen Verordnung. Diese Entwicklung öffnet die Türen, die bisher vornehmlich landwirtschaftlichen Produkten wie dem Dresdner Christstollen® oder Champagner vorbehalten waren, nun auch für die Volkskunst aus dem Herzen des Erzgebirges.

Mit der Verordnung zum Schutz geografischer Angaben erweitert die Europäische Union den Schutzrahmen auf handwerkliche und industrielle Güter. Die Entscheidung der Europäischen Kommission, die Ende 2023 gefallen ist, markiert einen Meilenstein in der Geschichte des Erzgebirgischen Kunsthandwerks®. Die Implementierungsphase läuft, und ab Ende 2025 können offiziell Anträge gestellt werden, um den unverwechselbaren Erzeugnissen aus dem Erzgebirge einen noch robusteren Schutz vor Imitationen und unbefugter Nutzung zu verleihen.

Diese Initiative erfährt bedeutende Unterstützung auf europäischer Ebene. Der Verband wird am 9. April 2024 in Brüssel vertreten sein, eingeladen von der Europa-Abgeordneten Marion Walsmann, um bei einer parlamentarischen Gesprächsrunde, an der auch João Negrão, der Exekutivdirektor des Europäischen Amtes für Geistiges Eigentum, teilnimmt, die Interessen des Erzgebirgischen Kunsthandwerks® zu vertreten.

Der Einsatz des Verbandes für die Interessen seiner Mitglieder und den Schutz der Marke „Echt Erzgebirge – Holzkunst mit Herz®“ ist unermüdlich und findet seinen Ausdruck in zahlreichen rechtlichen Auseinandersetzungen um den Missbrauch der Bezeichnung „Erzgebirge“. Der Geschäftsführer Frederic Günther sieht dadurch einen eindeutigen Eingriff in den Wettbewerb und eine Rufausbeutung der Herkunftsangabe „Erzgebirge“: „Immer wieder müssen wir derartige Angriffe abwehren, um sicherzustellen, dass da wo ‚Erzgebirge‛ draufsteht, auch 100 Prozent Erzgebirge drin ist. Wir konnten dies in den zurückliegenden Verfahren mehrfach beweisen und entsprechende Urteile erreichen.“  Anstehende Verhandlungen am Landgericht Leipzig betreffen unter anderem die unrechtmäßige Verwendung des Begriffs „im Erzgebirge-Stil“ für Produkte, die außerhalb dieser traditionsreichen Region hergestellt werden.

Der Verband Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller e.V. vertritt rund 50 Hersteller Erzgebirgischer Holzkunst® vom kleinen Familienbetrieb bis hin zum mittelständischen Unternehmen mit etwa 200 Beschäftigten. Zu den Mitgliedern gehört auch die Genossenschaft Dregeno Seiffen eG, in der sich etwa 130 Handwerksfirmen zusammengeschlossen haben. Gegründet wurde der Verband 1990 von Herstellern Erzgebirgischer Holzkunst als freiwillige Dachorganisation. Der Verband fördert die mit Warenzeichen garantierte Erzgebirgische Holzkunst und seine Hersteller. Zu seinen wichtigsten Aufgaben gehört die Imagewerbung, die seit 1992 unter der Dachmarke „Echt Erzgebirge – Holzkunst mit Herz“ durchgeführt wird. Darüber hinaus unterstützt der Verband seine Mitglieder bei Messen im In- und Ausland, bei der Berufsausbildung zum Holzspielzeugmacher sowie auf rechtlichem Gebiet, z. B. im Kampf gegen Plagiate. Bestandteil des Verbandes ist der Fachhandelsring Erzgebirgische Volkskunst, dem deutschlandweit ca. 100 Fachgeschäfte angehören. Zur Förderung der Traditionspflege und zur kreativen Weiterentwicklung der erzgebirgischen Holzkunst vergibt der Verband seit 1995 jährlich den Designpreis „Tradition und Form“.